Sonntag, 22. Januar 2012

Buchbewertung


Alles in allem fand ich das Buch sehr gut. Es war einfach zu lesen und zog einem schnell in seinen Bann. Es hat mich ausserdem sehr zum Nachdenken angeregt. Ich fand sehr eindrücklich und schockierend, dass so eine Geschichte wirklich in unserer Zeit noch geschehen kann. 
Mann vermutet, das alleine in London noch über 5000 Menschen und im Sudan 20000 Menschen wie Mende als Sklaven gehalten werden. Die Sklaverei ist also ein aktuelles Thema und ich finde es lohnt sich, sich damit zu befassen. 
Ich würde das Buch jedem empfehlen.





Mende brachte noch ein weiteres autobiografisches Buch heraus, in dem sie ihre Reise zurück in die Nubaberge erzählt und die Wiedervereinigung ihrer verloren geglaubten Familie beschreibt. 

Verfilmung


Dies ist der Trailer von "I am slave" der 2010 herauskam. Der Film ist nicht eine Verfilmung des Buches. Er ist lediglich vom Buch und Mendes Geschichte inspiriert worden. Es beinhaltet einige Sachen vom Buch. Teils stimmten sogar Details mit dem Buch überein. Jedoch hat es auch grobe Unterschiede.
Ich habe mir die Zeit genommen und den ganzen Film angeschaut und war enttäuscht. Ich fand das Buch viel eindrücklicher. Im Film haben sie einige der schrecklichsten Ereignisse in Mendes Leben weggelassen wie zB die Vergewaltigung usw. Auch ihre Herrinnen im Film sprachen viel zu nett mit ihr. Das Buch wirkte auf mich viel erschreckender.
Außerdem fand ich, dass der Film einem viel zu wenig hineingezogen hat. Man konnte sich gar nicht in die Situation hineinführen. Deshalb langweilte mich der Film obwohl Mendes Geschichte alles andere als langweilig ist.
Ich glaube auch, dass wer das Buch nicht gelesen hat würde auch nicht wirklich drauskommen. Der Film spielt in London wo man Malias ( Mendes) leben sah. Es gab ab und zu Rückblenden und auch noch die Geschichte des Vaters. Ich fand das war ein wenig zu wirr. 
Meine Empfehlung ist es das Buch zu lesen und auf den Film zu verzichten.

Endlich Frei

"Für mich ist Freiheit so kostbar, dass ich sie um nichts auf der Welt aufgeben würde. Mir ist klar geworden, dass Freiheit für Menschen im Westen etwas ist, das sie zumeist als selbstverständlich nehmen. Die Freiheit war schon immer für sie da. Sie ist ihre unbemerkte, unerkannte und ständige Begleiterin und Freundin. Doch für uns, die in Ländern wie dem Sudan kommen, ist die Freiheit wundervoll und kostbar. Und für ehemalige Sklaven wie mich bleibt sie ein unbeschreibliche schönes und einzigartiges Geschenk." (S.314) Dies ist ein Zitat aus dem Buch und hat mich zum Nachdenken angeregt. Freiheit ist auch für mich etwas selbstverständliches. Ich bin mir nichts anderes gewohnt. Freiheit ist Luxus und dieses Buch hat mir dies vor Augen geführt. Ich habe grössten Respekt vor Mende! ich glaube nicht, dass ich die Situation so gut gemeistert hätte wie sie es getan hat. Wir Menschen aus dem Westen haben im Vergleich zu so vielen anderen so banale, ja schon fast lächerliche Probleme. Dieses Buch macht einem wieder klar wie gut es uns in der Schweiz geht.

So sehr Mende die, für sie neue, Freiheit genoss, so schwierig war es für sie zunächst gewesen damit umzugehen. Sie hatte Jahre lang in Gefangenschaft verbracht. Alles wurde ihr vorgeschrieben. Sie hatte kein Recht nur eine Kleinigkeit für sich selbst zu entscheiden. Nach ihrer Flucht war sie schon mit den kleinsten Entscheidungen völlig überfordert. Sie musste das ganze Systems des Lebens von Grund auf erlernen.
Beispielsweise wurde sie einmal von einer englischen Politikerin zum Essen in ein Restaurant eingeladen. Nach dem Essen räumte sie das dreckige Geschirr ab und wollte es in der Küche des Restaurants abwaschen. Sie wurde noch nie im Leben bedient. Es war ihr zu tiefst unangenehm und sie musste lernen solche Sachen anzunehmen und zuzulassen.

Mende heute - Sie kann wieder strahlen und fand zu neuem Selbstbewusstsein

Neues Land altes Leben

Schon am ersten Tag in London ging Mendes Leben dort weiter wo sie es in Khartoum aufgehört hatte. Wie bei Rahab musste sie auch dort kochen, alles putzen und auf die Kinder aufpassen. Das Haus durfte sie nur verlassen um den Müll zu entsorgen und dies geschah nur unter genauer Beobachtung Hanans (Rahabs Schwester). Mende realisierte nun, dass egal wo sie war, sie nichts weiter als eine Sklavin ist. Es gab keine Aussicht auf eine Besserung ihres Lebens. Genau dies war ihr Leben. Es würde nichts weiter sein als Arbeit, Beleidigungen und Schläge. Umso mehr ihr dies bewusst wurde umso mehr starb ihre Seele ab. Mende stürzte in tiefe Depressionen. Oftmals ertappte sie sich, wie sie die scharfen Küchenmesser anstarrte und überlegte einfach eines zu nehmen und sich selbst in die Brust zu rammen. Das einzige, dass sie davon abhielt war Rahabs Drohung. Vor Mendes Abreise sagte sie, wenn Mende Hanan Probleme machen würde, würde sie Mendes Familie finden und sie alle umbringen lassen. Da, auf Grund dieser Drohung, Selbstmord nicht in Frage kam sah sie nur noch einen Ausweg. Die Flucht.
Ein paar Monaten nach ihrer Ankunft reiste Hanan mit ihrer Familie in den Sudan um Rahab zu besuchen. Damit Mende nicht auf dumme Gedanken während ihrer Abwesenheit kam, sollte Mende in dieser Zeit bei einer befreundeten Familie wohnen. 
Der Mann im Hause his Omer und die Familie hatte keine Ahnung in welcher Situation Mende steckte. Für sie war Mende keine Sklavin sondern ein Gast und wurde auch dementsprechend behandelt. Mende wurde das erste Mal nach über acht Jahren wieder wie ein Mensch behandelt. Sie durfte so lange schlafen wie sie wollte, musste nichts putzen und wurde sogar bekocht. Auch neu war für sie, dass es ihr in dieser Zeit erlaubt war alleine nach draussen zu gehen und genau dies machte sie sich zu Nutze. Eines Tages ging sie nach draussen, lief durch die Strassen und sprach alle an, die wie Sudanesen aussahen. In einer Autowerkstatt wurde sie schliesslich fündig. Ein junger Sudanese, der Ihr die Nummer eines Nubas, namens Babo geben konnte. Schnell war dieser bereit ihr bei der Flucht zu helfen. Sie planten die Flucht auf den ersten Mittwoch nach Hannas Wiederkehr in London. 
Und so geschah es: An diesem besagten Mittwoch ging die Familie in den Park. Natürlich sollte Mende zuhause bleiben und putzen. Hanan öffnete die Tür, vergass jedoch noch etwas im Haus und wollte es holen ohne die Türe wieder zu verschliessen. Dies nutzte Mende und rannte so schnell sie nur konnte aus dem Haus auf die Strasse, wo Babo auf sie wartete. Gemeinsam rannten sie so schnell sie konnten im Wissen verfolgt zu werden. Zwei Strassen weiter wurden sie von einem Auto erwartet. Schnell stiegen sie ein und fuhren so schnell es ging fort. Fort in Mendes Freiheit.


In diesem kurzen Film spricht Mende über ihre Erfahrungen in London.


                                                                                                                                                                              

Montag, 16. Januar 2012

Mendes Reise geht weiter

Mende arbeitete im gesamten acht Jahre für Rahab, bis Rahab sie an ihre Schwester in London "verschenkte". Obwohl Mende Rahab verabscheute, brach eine Welt für sie zusammen. In diesen acht Jahren lernte Mende Tricks wie sie ihre Schläge minimieren konnte, wusste genau was sie jeden Tag erwarten würde und wie sie ihre Tage so angenehm, wie es in ihrer Situation sein kann, überstehen konnte. Ausserdem baute sie immer ein engeres Verhältnis zu Rahabs Kindern auf. Mit der Verkündung, dass Mende nach London gehen müsse verlor sie auch noch das letzte kleine Gefühl der Sicherheit. Ausserdem wurde ihr schlagartig klar welche Stellung sie in der Familie einnahm. Sie war nicht mehr als ein Gegenstand, den man ohne weiteres weitergeben konnte und ersetzt werden konnte.
Rahab ersetzte Mende durch ein 11 Jahre altes Mädchen. Als sie an Mendes letztem Tag in Rahabs Haus einzog, waren die Spuren der vergangenen Strapazen noch deutlich zu sehen. Ihre Geschichte ist der Mendes sehr ähnlich. All die verdrängten Erinnerungen an den Überfall überkamen sie wieder. Sie wünschte sich nichts mehr als ein kleines bisschen Sicherheit und die Aussicht auf ein unbekanntes Land,  mit unbekannten Leuten machte ihr sehr viel Angst.

Auch diese Reise brachte viele Veränderungen in Mendes Leben. London unterscheidet sich doch sehr vom Sudan. Hier unten ihr Start- und Enddestination im Vergleich zeigen grosse Unterschiede.


Khartoum

London


Ich kann mir vorstellen, dass Mende nach acht Jahren sich wenigsten ein wenig Zuhause gefühlt hat, auch wenn die Zustände unmenschlich waren. Ich glaube wenn man als 12 jähriges Kind von allem was man kennt und liebt getrennt wird, versucht man an allem festzuhalten was einem das Gefühl von Sicherheit gibt. Wie oben erwähnt hatte Mende ein gutes Verhältnis zu den Kindern. Auch wenn sie Ihr Dienstmädchen war, war es die einzige Art von Zuneigung und Liebe die sie kriegte. Es dauerte Jahre bis sie die Kinder nur schon berühren durfte. Ich glaube auch der letzte Funke von Liebe zu verlieren war sehr hart für Mende. Auch wusste sie, dass umso weiter weg sie von den Nubabergen war, desto unwahrscheinlicher wurde es, dass sie ihre Familie wieder sehen würde.

Die Reise nach London und die folgenden Kapitel sind in einem eigenen Teil beschrieben mit dem Titel: Reise in die Freiheit. Ich hoffe sehr, dass ich endlich wieder einmal etwas positives lesen darf. Die schauerlichen Geschichten über die letzten 200 Seiten haben mich teils mitgenommen und beschäftigt. Ich bewundere Mende sehr für ihre Kraft, sich immer wieder Mut und Hoffnung zu machen und wäre froh, wenn ich keine genaue Beschreibungen ihrer Qualen lesen müsste. Normalerweise könnte man sagen: "Es ist ja nur ein Buch", jedoch in diesem Falle entspricht alles der Wahrheit. Deshalb bin ich jetzt gespannt und freue mich auf eine erfreuliche Wendung der Geschichte.

Hier noch einmal die selbst gemachte Karte von Mendes Reise mit Ergänzungen.http://g.co/maps/2jbv6

Samstag, 7. Januar 2012

Kindersklaverei nicht nur im Sudan


Als ich auf der Suche nach einem Film war, der mir noch mehr über das Leben eines Sklaven zeigt, stiess ich auf diesen Film. Mit Erstaunen musste ich feststellen, dass vor allem auch Kindersklaverei, immer noch weiter verbreitet ist als ich es erwartet hätte. 
Das Schicksal der Frau aus dem Filmausschnitt zeigt viele Parallele zu dem Mendes, jedoch ist die Geschichte, die zur Sklaverei führte sehr anders (für mich erschreckend).
Ich habe mich entschlossen den Film in meinem Blog zu zeigen, da ich ihn sehr interessant finde und er zeigt, dass Mende nicht alleine mit ihrem Schicksal ist und dass Sklaverei noch heute ein Thema ist.

In der Sklaverei

Nach ihrer Ankunft in Khartoum wurde sie mit den anderen entführten Mädchen in einen Keller gebracht. Sie berichtete, dass immer wieder Leute in den Keller kamen und die Mädchen wie Tiere im Zoo angafften.
 Eines Tages zeigte eine Frau auf sie und mit den Worten "die will ich" wurde diese Frau zu Mendes Herrin. Ihr Name ist Rahab. Auf einmal bestimmte Rahab über das gesamte Leben Mendes. Als Mende zur Sklavin wurde verlor sie alle Rechte. Sie wurde von Rahab nicht als Mensch sondern als Ungeziefer betrachtet.  Ihr Name wurde kurzerhand von Mende zu "yebit", was soviel wie "ein Mädchen, das es nicht wert ist, einen Namen zu tragen" bedeutet, geändert. Mende musste den ganzen Tag arbeiten, durfte nur die übrig gebliebenen Essensreste der Familie essen und musste in einem kalten Schuppen im Garten schlafen. Mende litt sehr unter dem dort herrschenden Zustand. Sie war erst 12 Jahre alt und bekam weder genug schlaf noch Liebe oder Zuneigung jeglicher Form. Im Gegenteil sie wurde oft geschlagen. Man prügelte mit Händen, Holzsandalen, Seilen usw. auf sie ein. Mit der Wahl der Waffe war man nicht wählerisch. Wenn Mende Fehler vor den Augen von Rahabs Besucher unterliefen, wurde sie extra hart bestraft, was den Besuch zusätzlich unterhielt. Rahab wurde angefeuert Mende noch härter zu schlagen und anschliessend wurde sie ausgelacht und gedemütigt. Öfters wurde Ihr gedroht sie umzubringen wenn sie nicht absolut gehorchen sollte und Mende bangte bei jedem Fehler um ihr Leben.
Ausserdem war es ihr nicht erlaubt mit anderen Menschen zu sprechen oder ein Mitglied der Familie zu berühren da sie als schmutziges Wesen angesehen wurde. Einmal sagte Rahab, dass Mende noch weniger als ein Esel wert sei. Schon nach wenigen Tagen war Mende sowohl mit ihren physischen, als auch mit ihren mentalen Kräften am Ende.
Es ist für mich unvorstellbar unter solchen Bedingungen leben zu müssen. Genauso unvorstellbar es mir scheint wie es ist eine Sklavin zu sein, ist es für mich auch unvorstellbar eine Sklavin zu haben. Ich kann die Verlockung irgendwie verstehen eine kostenlose Arbeitskraft zu haben, die zu jeder Tages oder Nachtzeit zur Verfügung steht und einem alle Unannehmlichkeiten abnimmt. Auch wenn ich schon die Tatsache der kostenlosen Arbeit nicht in Ordnung finde, kann ich zumindest die Verlockung nachvollziehen. Was ich jedoch nicht im Geringsten verstehen oder nachvollziehen kann, ist wie man dies einem 12 Jahre Alten Kind antun kann. Wie kann man als Mutter oder als Mensch mit klarem Verstand ein Kind so misshandeln? Wie kann man ein Kind blutig schlagen, es wie ein Tier behandeln, es noch bestrafen wenn es vor Erschöpfung und Einsamkeit weinend am Boden liegt?
Ich frage mich ob Rahab Mende überhaupt als einen Menschen anerkennt. Denkt sie vielleicht wirklich Mende sei kein Mensch wie jeder andere? Oder ist es ihr einfach egal? Wieso konnte sie nicht wie ein normaler Mensch behandelt werden?
Ich stellte mir immer wieder während dem lesen vor, wie es wäre, wenn meine Familie eine Sklavin besässe. Ich könnte sie nicht so behandeln und würde ihr bestimmt helfen wenn sie geschlagen oder mies behandelt werden würde.
Ich wünschte mir so sehr Rahab all meine Fragen zu stellen und sie zur Rede zu stellen.


Als ich in einem online Wörterbuch das Wort Sklavin suchte, fand ich folgende Definition:
Skla·ve, Skla·vin der <Sklaven, Sklaven>
1. ein Mensch, der als das Eigentum von jmdm. lebt, für diesen arbeitet und selbst keine Rechte hat.
2. (übertr.) jmd., der ausschließlich für eine Sache lebt 

Punkt 1 Trifft genau auf Mendes Situation zu wobei ich finde, dass ihre Sklaverei noch viel mehr schreckliches mit sich bringt und diese Definition nicht reicht um ihr Schicksal zu beschreiben.